» Schwarzohrpapageien – Zuchtbericht

Haltung und Zucht von Schwarzohrpapageien (Pionus menstruus)

Obwohl der Schwarzohrpapagei ziemlich häufig im Menschenobhut anzutreffen ist, erfährt man doch relativ wenig über die schönen in Mittel- und Südamerika lebenden Papageien.

In diesem Artikel möchte ich über meine „Gefiederten Freunde“ und die Erfahrungen die ich in Haltung und Zucht gemacht habe berichten und hoffe damit, dass der Schwarzohrpapagei auch bei anderen Papageienfreunden Anklang findet.

Verbreitungsgebiet

Der Schwarzohrpapagei (Pionus menstruus menstruus) bewohnt die Waldregionen von Mittel- und Südamerika von Venezuela, Kolumbien (östlich der Anden), Trinidad, Guyana, Surinam, Französisch Guayana über Südost bis Nordost Peru bis Nord-Brasilien und Nordost bis Nordwest-Bolivien.

Seine Verwandten Pionus menstruus rubrigularis sind in Südost-Costa Rica, Panama, Nordwest- und West-Kolumbien (westlich der Anden), West-Ecuador bis Guayaquil zu finden.

Einen weiteren Verwandten, den Pionus menstruus reichenowi kann man in Nordost-Brasilien von Alagoas bis Espirito Santo entlang der Küste antrffen.

Unterarten

Man unterscheidet den Schwarzohrpapagei in 3 Unterarten.

     1. Pionus menstruus menstruus (die Nominatform), dessen Namensgeber
     Carl von Linne (1707-1778) war.

     2. Pionus menstruus rubrigularis (Blasser Schwarzohrpapagei), als dessen
     Namensgeber wurde Jean Louis Cabanis (1881) benannt.

     3. Pionus menstruus reichenowi diese Unterart wurde nach dem Berliner
     Ornithologen Anton Reichenow (1847-1941) benannt.

Beschreibung

Schwarzohrpapageien sind ca. 28 cm groß und zwischen 235g und 265g schwer wobei ich in diesem Artikel mehr auf die Nominatform (Pionus menstruus menstruus) eingehen möchte. Ihre Grundfarbe ist grün, das Kopfgefieder ist blau, dessen Intensivität sehr variabel ist. Die Ohrflecken bzw. Ohrdeckfedern sind schwärzlich (daher stammt auch der deutsche Name Schwarzohrpapagei), welche aber auch von Vogel zu Vogel in seiner Intensivität schwankt.

Hals und Vorderbrust weisen ebenfalls eine blaue Färbung auf. Die Kehlfedern sind rosarot mit blauen Säumen, so dass ein rosafarbener Fleck gebildet wird, welcher ebenfalls von Tier zu Tier unterschiedlich stark ausgeprägt ist.

Die Schultern sehen brozefarben. Der Rücken und die Oberflügeldecken sind ebenfalls oliv bis bronzefarben. Die Oberschwanzdecken sind hauptsächlich grün, die Unterschwanzdecken sind rot. Aufgrund der starken Rotfärbung der Unterschwandecken ist es zur Bezeichnung „menstruus“ (monatliche Regel, Mensruation) gekommen. Der Schnabel ist schwärzlich mit roten Flecken an den Seiten des Oberschnabels. Die Iris ist dunkelbraun und der schmale Augenring ist unbefiedert und grau. Die Füße sind ebenfalls grau. Männchen und Weibchen sehen farblich gleich aus.

Die Geschlechter unterscheiden sich äußerlich meist durch die Form des Kopfes bzw. des Körpers. (Hähne sind meistens kräftiger gebaut und haben eine andere Kopfform als Hennen) Mit wachsender Erfahrung sieht man bei den meisten Vögeln was Hahn und Henne ist. Aber eine genaue Geschlechtsbestimmung ist nur durch Endoskopie oder durch eine DNA – Analyse möglich, was ich auch bei all meinen Jungtieren machen lasse, da man nicht nur nach dem Aussehen gehen kann.

Die Jungtiere ähneln den Eltern, haben allerdings grün bis blaugrünes Kopfgefieder und vereinzelt rote Federn im Kopfbereich. Die Iris ist schwarzbraun und die schwarzen Ohrflecken sind noch nicht richtig ausgeprägt. Die roten Flecken an den Seiten des Oberschnabels sind nur sehr schwach bzw. noch nicht zu erkennen. Die völlige Umfärbung ins Altersgefieder erfolgt meist im zweiten Lebensjahr und ist im Dritten abgeschlossen.

Bei meinen Vögeln habe ich aber auch schon beobachtet, dass das Altersgefieder schon im ersten Lebensjahr zu erkennen war, lediglich blasser und noch nicht so farbintensiv wie bei den Elterntieren.

Alle drei Unterarten unterscheiden sich nur in wenigen Punkten voneinander meist im Gefieder.

Die zweite Unterart, der Pionus menstuus rubrigularis ähnelt stark der Nominatform. Das Blau am Kopf ist lediglich matter, aber der rote Kehlfleck ist dafür intensiver ausgeprägt. Die grüne Grundfärbung wirkt insgesamt dunkler als beim Pionus menstruus menstruus. Von der Größe ist er in der Literatur mit ca. 27 cm angegeben.

Die dritte Unterart, der Pionus menstruus reichenowi, lässt sich eindeutig von den beiden anderen Unterarten unterscheiden. Das Blau ist kräftiger als bei der Nominatform und alle grünen Federpartien sind blau gesäumt oder ganz blau.

Die Blaufärbung zieht sich über den ganzen Bauch bis zum Ansatz der Unterschwanzdecken und nimmt an Farbintensivität ab. Der rosafarbene Kehlfleck fehlt. Die Schwarzfärbung des Schnabels und die grauen Füße sind wie bei der Nominatform. Über Gewichts- und Größenangaben habe ich in der Literatur nichts gefunden und kann dazu keine Aussage treffen.

Haltung / Unterbringung

Die Haltung von „Schwarzohren“ in Menschenobhut ist relativ einfach. Sie können sowohl in der Wohnung, als auch in Außenvolieren mit Schutzhaus gehalten werden. Es muss jedoch der nötige Freiflug und Platz vorhanden sein, um eine artgerechte Haltung zu gewährleisten. Von der Lautstärke her sind Schwarzohrpapageien sehr angenehm und „Nachbarschaftstauglich“. Sie sind früh beim Ersten Sonnenstrahl bzw. vor dem Füttern mal zu hören, aber ansonsten sehr ruhige und schön zu beobachtende Zeitgenossen.

Meine Vögel bewohnen eine kombinierte Innen- und Außenvoliere. Die Außenvoliere ist 3 m lang, 1,50 m breit und 2 m hoch. Die Innenvoliere hat eine Grundfläche von 1,5 m² und ist ca. 1,90 m hoch. Über einen Durchflug können die Tiere nach Belieben zwischen Innen- und Außenvoliere wechseln. Die Bruthöhle ist in einer Ecke der Innenvoliere angebracht. Die Wände der Innenfoliere sind mit Pflanzen bemalt und wirken damit „natürlicher“, das ist meiner Meinung nach angenehmer für die Vögel als eine weiße Wand. Die Außenvoliere ist nach einer Seite mit Wellplaste geschützt, welche von der Außenseite am Gitter befestigt wurde. Zur anderen Seite schließt sich die Nachbarfoliere an, welche auch zur Seite ebenfalls mit Wellplaste versehen ist, um Zugluft zu vermeiden. Die beiden Volieren sind durch eine doppelte Drahtbespannung (das sie sich die Vögel nicht gegenseitig in die Füße beißen bzw. die Krallen abbeißen können) sowie in Innenvoliere, als auch in der Außenvoliere voneinander getrennt. Somit können sich die Tiere nicht gegenseitig verletzen.

Das Dach der Außenvolieren ist im ersten Drittel mit Anschluss zum Schutzhaus überdacht und bietet den Tieren Schutz vor starkem Regen. Des Weiteren ist der Außenbereich mit zwei Bambusgrasbüschen (ca. 80 cm hoch) bepflanzt. Diese musste ich allerdings nach 4 Jahren ersetzen, da meine „Gefiederten Freunde“ großes Interesse an den Pflanzen gefunden haben und diese auf ca. 20 cm ein kürzten.

Im Innenraum ist ein Frostwächter montiert, um bei zu starker Kälte etwas zu heizen. Im Winter halte ich die Temperatur in der Innenvoliere zwischen 6°C und 8°C.

Ich habe bei meinen Vögeln in den letzten Jahre beobachten können, das sie sich selbst im Winter bei einer Außentemperatur zwischen – 17°C und -25 °C in der Außenvoliere aufgehalten haben. Aufgrund der Rückzugsmöglichkeit in die Innenvoliere war das kein Problem.

Die Schwarzohrpapageien haben sich seit dem sie in Menschenobhut gehalten werden (auch in unseren Regionen) zu sehr robusten und relativ unempfindlichen Vögeln entwickelt. Obwohl es in den Gebieten ihrer Herkunft wesentlich wärmer ist, als bei uns.

Zucht (2005)

Mein Zuchtpaar Schwarzohrpapageien, deutsche Nachzuchten aus den Jahren 1998 (Männchen) und 2003 (Weibchen),  bezogen im Frühjahr 2004 ihre Voliere. Fast zeitgleich bezogen noch im selben Jahr ein Paar Glanzflügelpapageien (Pionus chalcopterus), welche auch zur Gattung der Rotsteißpapageien gehören die benachbarte Voliere.

Kurz nach dem Einzug in ihre neue Umgebung konnte ich ein Balzverhalten beider Tiere beobachten. Die beiden Vögel näherten sich einander an und begannen sich zu kraulen. Das Männchen lief auf der Stange hin und her und fächerte seinen Schwanz. Das Weibchen schenkte dem jedoch wenig Beachtung.

Im darauf folgenden Jahr (2005) begannen sie im März mit ihrem „Liebesspiel“. Sie schliefen eng aneinander, kraulten sich und das Männchen lief wieder mit gefächertem Schwanz auf der Stange hin und her. Diesmal wurde ihm Beachtung geschenkt und das Weibchen erwiderte das „Anbalzen“. Anfang Mai verschwand das Weibchen in der Nisthöhle. (Ich verwendete einen Birkenstamm, welcher ca. 45 cm hoch ist und einen Innendurchmesser von 23 cm aufweist.) Das Kopulieren der beiden Vögel konnte ich nicht beobachten, sie machten es „heimlich“.

Anfang Juni folgte ein Gelege mit drei Eiern. Die Brutdauer betrug etwa 25 bis 29 Tage. Am 2. Juli erfolgte eine Kastenkontrolle, bei der die ersten beiden Jungvögel geschlüpft waren. Zwei bis drei Tage später erfolgte eine weitere Kontrolle, in der ich feststellte, dass auch der dritte Jungvogel geschlüpft war. Alle Jungtiere waren gut gefüttert. Aller zwei Tage machte ich Kastenkontrollen. Diese wurden von den Elterntieren nicht verübelt. Im Alter von 13 bis 15 Tagen wurden alle Jungtiere mit geschlossenen 8,5 mm Ringen beringt. Nach ca. 15 Tagen öffneten die Jungtiere die Augen und nach ca. 19 Tagen wurden die ersten Federkiele sichtbar. Die Kastenkontrollen machte ich nun in größeren Abständen. Nach etwa 35 Tagen ging das Weibchen nur noch nachts in den Kasten, tagsüber nur zum Füttern der Jungen. Bei einer Kastenkontrolle, nach 44 Tagen, waren alle Jungtiere fast komplett befiedert. Nach 51 Tagen konnte ich das Ausfliegen des ersten Jungvogels beobachten. Die beiden Anderen verließen nach 52 und 54 Tagen die Nisthöhle.

Alle Jungvögel hielten sich die ersten 5 bis 7 Tage auf dem Boden der Innenvoliere auf, welcher mit Hobelspänen ausgestreut ist. Ab und zu sah ich die Jungen am Gitter hängen, doch nachts zum Schlafen verzogen sie sich wieder in eine Ecke auf den Boden der Innenvoliere. Das Weibchen folgte den Jungen auf den Boden, um diese zu füttern. Erst am 8.Tag saß einer der Jungvögel auf der Stange und unternahm erste Flugversuche. Die beiden anderen Jungen folgten.

Nach ca.14 Tagen nach dem die Jungvögel den Kasten verlassen hatten fing das Männchen an, den Jungen das Kopfgefieder raus zu rupfen. Es vergingen ca. 10 bis 12 Stunden bis ich es bemerkte. So blieb einer der Jungen verschont. Die Anderen hatten kahle Köpfe und sahen aus wie Geier.

Das Männchen wurde aus der Voliere herausgefangen und musste in „Einzelhaft“. Es kam in einen Käfig, welchen ich neben die Innenvoliere stellte, sodass es einen ständigen „Blickkontakt“ zu dem Weibchen und den Jungen hatte.

Das Weibchen versorgte die Jungen allein weiter. Nach weiteren zwei bis drei Wochen nahmen die Jungen selbstständig Futter auf. Das Flugverhalten der Jungtiere wurde durch das fehlende Kopfgefieder nicht beeinträchtigt und verbesserte sich Tag für Tag. Das Männchen wurde erst nach dem Verlassen aller Jungvögel wieder aus der„Einzelhaft“ entlassen und in die Voliere zurückgesetzt.

Zucht (2006)

Im Jahr 2006 begannen die Schwarzohren wieder im März mit ihrem „Liebesspiel“. Sie balzten sich an und liefen mit breit gefächertem Schwanz auf der Stange hin und her. Anfang Juni verschwand das Weibchen im Kasten, dem Anfang Juli ein Gelege von 5 Eiern folgte. Das Kopulieren der beiden Vögel konnte ich auch in diesem Jahr nicht beobachten. Sie machten es wieder „heimlich“.

Die Brutdauer betrug in diesem Jahr etwa 25 bis 32 Tage. Nach einer Kastenkontrolle am 13. August, konnte ich zwei geschlüpfte Jungvögel feststellen. Zwei Tage später war der dritte Jungvogel geschlüpft. Am 19. August (6 Tage nach meiner ersten Kastenkontrolle) war der vierte Jungvogel geschlüpft. Ein deutlicher Größenunterschied zu den drei Geschwistern war erkennbar. Das fünfte Ei wurde anfangs noch bebrühtet, dann aber nicht mehr beachtet. Ich nahm es ca. 10 Tage nach dem Schlupf des letzten Jungvogels aus der Nisthöhle. Das Junge im Ei war voll entwickelt, hatte es aber wahrscheinlich nicht geschafft die Eischale zu zerbrechen. Die anderen Jungen wurden vom ersten Tag an gut gefüttert. Der zuletzt geschlüpfte Jungvogel holte relativ schnell seinen „Geburtsrückstand“ (von 6 Tagen) auf. Im Alter von 14 bis 18 Tagen wurden alle Jungtiere geschlossen mit 9,0 mm BNA-Ringen beringt.

Nach 55 Tagen flog der erste Jungvogel aus. Am Abend verschwand er jedoch wieder im Kasten. Zwei Tage später kam er erneut aus dem Kasten. Die drei Anderen verließen nach 60, 61 und 63 Tagen die Nisthöhle. Auch in diesem Jahr konnte ich beobachten, dass sich die Jungvögel die ersten 3 bis 7 Tagen auf dem Boden aufhielten. Sie fingen an zu klettern, doch schliefen nachts wieder in einer Bodenecke der Innenvoliere. Sie wurden von beiden Elterntieren gefüttert. Während sich noch zwei der Jungvögel auf dem Boden aufhielten, unternahmen die beide Anderen ihre ersten Flugversuche und schliefen nachts auf der Stange. Zirka 5 Tage später sah ich alle vier Jungen auf der Stange sitzen. Ich musste aber mit Schrecken feststellen, dass sich der Hahn schon wieder an einem der Jungvögel vergangen hatte und das Kopfgefieder teilweise fehlte.

Das Männchen wurde sofort aus der Voliere heraus gefangen und musste wie im vergangenen Jahr in „Einzelhaft“. Wieder setzte ich ihn in einen Käfig neben die Innenvoliere mit „Blickkontakt“ zu Weibchen und Jungen. Das Weibchen versorgte die Jungen allein weiter, bis sie selbstständig Futter aufnahmen. Auch in diesem Jahr wurde das Männchen erst zurückgesetzt, nach dem alle Jungen die Voliere verlassen hatten.

Zucht (2007)

Im Jahr 2007 konnte ich das gleiche Balzverhalten meiner Vögel beobachten wie in den Jahren zuvor. Die Henne verschwand Mitte Juni im Kasten und legte im Abstand von drei Tagen – 3 Eier, von denen aber nur eins befruchtet war. Das Junge schlüpfte nach 29 Tagen. Nach 15 Tagen konnte ich das Junge beringen. Es wurde gut versorgt und verließ nach 55 Tagen die Bruthöhle.

Auch hier war wie in den Jahren zuvor zu beobachten, das sich das Junge die ersten 4-5 Tage nach dem Verlassen der Bruthöhle am Boden der Innenvoliere aufhielt und dann die ersten Flugversuche unternahm. Auch in diesem Jahr musste ich den Hahn wieder in „Einzelhaft“ sperren. Diesmal rupfte er aber nicht das Kopfgefieder des Jungen, sondern zeigte ein deutliches Revierverhalten und griff den Jungvogel an,was eigentlich ein untypisches Verhalten ist und in den Jahren zuvor nicht der Fall war. Nachdem der Jungvogel die Voliere verlassen hatte wurde der Hahn in die Voliere zurückgesetzt.

Zucht (2008)

Im Frühjahr (Ende März) 2008 entfernte ich die alte Bruthöhle und ersetzte diese durch einen neuen Naturstamm aus Eiche. Er war ca. 80 cm hoch und hatte eine Einflugsöffnung von ca. 10 cm. Er wurde von mir noch durch eine Tür versehen um Kastenkontrollen durchzuführen. Des Weiteren brachte ich im Inneren etwas Maschendraht an, um den Vögeln einen besseren Ein- und Ausstieg aus der Bruthöhle zu ermöglichen. Der neue Stamm hat einen Innendurchmesser von ca. 30 cm, um den Jungen mehr Platz zu bieten.

Als ich dann den Stamm in der Innenvoliere montiert hatte wurde er die ersten 6-8 Wochen völlig ignoriert und nich beachtet. Ich spielte schon mit dem Gedanken den Stamm wieder zu wechseln. Doch dann wurde er auf einmal interessant. Die Einflugsöffnung wurde von beiden Tieren vergrößert und bearbeitet. Dann erfolgte der „Einzug“ in die neue Bruthöhle.

In den folgenden Wochen konnte ich dann, wie in den Jahren 2005 und 2006 das „Liebesspiel“ (gegenseitiges Kraulen, der Hahn lief mit gefächerten Schwanz die Stange auf und ab) und zum ersten Mal auch die Kopulation beider Tiere beobachten.

Anfang Juni folgte dann, zu meiner Überraschung ein Gelege mit 5 Eiern, welche im Abstand von zwei Tagen gelegt wurden. Nach 27, 29 und 30 Tagen schlüpften vier Jungvögel. Das fünfte Ei war verschwunden. Nistkastenkontrollen wurden aller zwei Tage durchgeführt. Im Alter von 12-17 Tagen wurden alle Jungtiere geschlossen mit 9,0 mm BNA-Ringen beringt.

Die Jungen verließen mit ca. 60 Tagen die Bruthöhle. Sie kehrten jedoch die folgenden 3-4 Wochen jede Nacht zum Schlafen zurück in die Bruthöhle. In diesem Jahr hielten sie sich kaum auf dem Boden der Innenvoliere auf und begannen auch schon ab dem 2.-3. Tag nach  dem Verlassen der Bruthöhle mit den ersten Flugversuchen. Anfangs noch etwas unsicher, aber es wurde von Tag zu Tag besser. Aufgrund der häufigen Kastenkontrollen waren sie auch  wenig scheu.

Jedoch auch in diesem Jahr blieb meinem Hahn die „Einzelhaft“ nicht erspart. Er fing wieder an den Jungtieren das Kopfgefieder heraus zu rupfen, kurz nach dem sie die Bruthöhle verlassen hatten. Diesmal habe ich es gleich gesehen und konnte den Hahn von den Jungen trennen. Die Henne zog die vier Jungen alleine groß. Nach dem Verlassen der Jungen wurde der Hahn wieder zurück gesetzt.

Zucht (2009/2010)

In den Jahren 2009 und 2010 zogen meine Schwarzohren einmal vier und einmal fünf Junge groß. Es war genau wie im Jahr 2008 beschrieben. Der Hahn musste wieder von den Jungen getrennt werden und die Henne zog die Jungen alleine groß. So ein aggressives revierverhalten des Hahns, wie im Jahr 2007 musste ich zum Glück noch nicht wieder beobachten.

Ernährung

Meine Schwarzohrpapageien erhielten in den ersten Jahre „Papageien-light“ als Körnerfutter. Es besteht aus vielen kleinen Sämereien und ist mit wenigen Sonnenblumenkernen versetzt. Ich verwende es auch als Keimfutter, welches von März bis Oktober gefüttert wird. Im Jahr 2007 ersetzte ich das „Papageien-light“ durch „Ziertaubenfutter“, welches auch aus vielen kleinen Sämereien besteht und ebenfalls mit relativ wenig Sonnenblumenkörnern versetzt ist. Diesem „neuen“ Körnerfutter mische ich noch Mungbohnen bei und nutze es ebenfalls als Keimfutter. Es wurde von den Vögeln sehr gut angenommen. Des Weiteren bekommen meine Vögel täglich frisches, klein geschnittenes Obst, wie zum Beispiel Äpfel, Bananen, Möhren, Weintrauben,Kiwi, Kaki und rote Paprika. Je nach Jahreszeit bekommen sie auch Mais, Erdbeeren, Kirschen, Pfirsich und Mandarinen. Während der Brutzeit bekommen meine Vögel auch sehr viel Grünzeug wie Löwenzahn und Vogelmiere. Vogelgrit, sowie täglich frisches Wasser stehen immer zur Verfügung.

Durch eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung mit einem hohen Vitaminanteil kann man sich meiner Meinung nach sämtliche „chemisch hergestellte Vitaminpräparate“ sparen und kann sich über gesunde Tiere erfreuen. Eine reichhaltige Obst- und Gemüsekost, sowie Grünzeug spiegelt sich in einem „gesunden“ und farbintensiven Gefieder wieder.

Schlussbemerkung

Meine „Gefiederten Freunde“ haben mir die Nistkastenkontrollen, während der Brut, sowie die „Einzelhaft“ des Männchens nicht verübelt. Sie sind keineswegs scheu und es macht viel Spaß sie zu beobachten und zu pflegen. Die Volieren können bei dieser Vogelart auch aus Holz gebaut sein, da ihr Nagebedürfnis relativ gering ist, wobei Aluvolieren wesentlich langlebiger sind.

Ich kann die Schwarzohrpapageien jedem Vogelliebhaber weiter empfehlen, der eine Papageienart sucht, welche nicht zu laut und somit „Nachbarschaftstauglich“ ist.  Ich hoffe das durch diesen Beitrag noch mehr, vielleicht auch noch unbekanntes, über den wunderschönen aus Südamerika stammenden Schwarzohrpapagei ans „Tageslicht“ gekommen ist. Und das er auch in Zukunft durch größere Beliebtheit bei dem Einen oder Anderen Halter und Züchter anzutreffen ist.

 

Schwarzohrhenne

 

Zuchtpaar

 

           

Schwarzohrhahn                                                 „Kraulen“

 

Gelege

 

             

Jungtiere – 3 Tage alt                                             Jungtiere – 7 Tage alt

 

Jungtiere – 20 und 25 Tage alt

 

Jungtiere – 25 und 30 Tage alt

 

Jungtiere ca. 60 Tage alt

 

Schwarzohrhenne mit Jungen (ca. 70 Tage alt)

 

Quellen/ Literatur:

Unterarten, sowie Verbreitungsgebiete auszugsweise aus dem Buch
„Rotsteißpapageien“ – J.&R. Ehlenbröker – E. Lietzow; Detmold 1997

Text und Fotos: Rocco Sickel